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Goldene Energie des Gebäudebestandes

im Gespräch mit MARIT ALBRECHT, just authentic und Bricks Don’t Lie, erklärt Thomas Walter, wie wir unsere gebaute Umwelt besser wertschätzen können.

Dass der Gebäudebstand bestmöglich erhalten bleiben müsse, …

Goldene Energie des Gebäudebestands – was lange währt, bleibt gut

Dass der Gebäudebestand bestmöglich erhalten bleiben müsse, darin ist sich die Architektenschaft zunehmend einig. Der Hamburger Architekt Thomas Walter, über dessen Wirken und Arbeiten wir bereits berichtet haben, ist überzeugt: „Zuerst einmal muss es Bewertungskriterien für den Bestand geben.“ Der Arbeitskreis Bauen im Bestand, den Walter mit weiteren Mitgliedern der Architektenkammer Hamburg leitet, widmet sich genau diesen Themen. Unter anderem wird dabei betrachtet, unter welchen Aspekten bestehende Gebäude beurteilt werden sollen und können. „Es gibt ja nicht nur CO2. Es gilt auch, die Bautechnik zu bewerten, die Wirtschaftlichkeit und auch die Stadtgestalt. Welchen baukulturhistorischen Wert hat das Gebäude?“, so der Architekt. Er warnt vor Pauschalisierung und grobem Abbruch. „Das Schlimme, was wirklich nicht nachhaltig ist, das ist alles, was weggemacht, was kaputtgemacht wird.“ In diesem Zusammenhang bedauert er auch: „Kriege sind nicht nachhaltig, das wissen wir alle. Sie sind nicht gut – architektonisch, sozial und wirtschaftlich gesehen.“

Bonus-Malus-System

Zum Thema Bewertung des Bestandes schlägt Walter unter anderem ein sogenanntes „Bonus-Malus-System“ vor. Für jedes Jahr, dass ein Bestandsgebäude erhalten wird, gibt es einen Bonus. Ein „Ablaufdatum“ wird vorab festgelegt. „Wenn ich nachhaltig baue, dann habe ich natürlich auch ein längeres Haltbarkeitsdatum“, erklärt Walter. „Und genau so müssen wir eigentlich vorgehen. Wir müssen in die Zukunft denken. Nachhaltiges Bauen heißt nicht für morgen bauen, sondern ich muss für übermorgen bauen – für die nächste Generation.“ Als Beispiel bringt er das Rathaus in Hamburg an. „Das steht schon so lange. Das ist absolut nachhaltig!“ Diese „goldene Energie“ des Bestandes gelte es zu stärken und vom „Mauerblümchendasein“ der grauen Energie wegzukommen.

Er appelliert an die Architektenschaft, sich daran zu beteiligen, eine Bewertung des Bestandes vorzunehmen. Auch wenn es darum geht, den Bestand zukunftsfähig zu machen und an den Klimawandel anzupassen, plädiert er stets dafür: „Klimaplan ja, aber nur mit den Architekten! Es braucht jemanden, der da kommuniziert und erklärt, was die Dinge bedeuten. Es reicht nicht, irgendwelche Fassaden zuzukleben – wir müssen da vielfältig rangehen.“

„Nachhaltigkeit fängt da an, wenn ich über 20 Jahre hinausdenke. Wir als Architekten müssen da Vorreiter sein!“ – Thomas Walter, Architekt

Die Architekten sind geforderter denn je, ist sich Walter sicher. „Nachhaltigkeit fängt da an, wenn ich über 20 Jahre hinausdenke. Dieses Denken setzt jetzt an und es wird so kommen. Deswegen müssen wir als Architekten da Vorreiter sein! Wir sind es, die das Sozial- und das Raumgefüge und den Stadtkontext im Blick haben sollten.“

Text: Marit Albrecht